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Aufwachsen im Einklang mit der Natur

Martin Klitsch, Pädagogischer Leiter des Waldkindergartens, erklärt der chinesischen Delegation das Konzept der Kita. Quelle: Foto: Felix König
Martin Klitsch, Pädagogischer Leiter des Waldkindergartens, erklärt der chinesischen Delegation das Konzept der Kita. Quelle: Foto: Felix König

Das Konzept des Waldkindergartens in Israelsdorf ist gefragt und hat es aus der Hansestadt bis nach China geschafft. Dort gilt die Idee des Lernens im Freien als Vorbild. Um Anregungen einzuholen, besuchte eine chinesische Delegation von 25 Kita-Leitern „Die Waldmäuse“.

 

Bei jedem Schritt knistert, knackt und raschelt es leise. Ein blassgelber Zitronenfalter flattert durch die Luft, lässt sich auf dem Arm einer chinesischen Kindergärtnerin nieder; ganz so als sei auch er am Konzept des Waldkindergartens interessiert.

 

„Ich begrüße Sie ganz, ganz herzlich hier bei uns im Waldkindergarten“, eröffnet Gesine Goltz, Verwaltungsleitung des Kindergartens, die Runde. „Für uns ist es eine ganz besondere Ehre, dass Sie ausgerechnet zu uns diesen weiten Weg auf sich genommen haben“, erklärt sie und erntet Applaus seitens der Delegierten.

 

„Im Vergleich zu China ist Lübeck eine ausgesprochen junge Stadt – 875 Jahre alt ist die Hansestadt dieses Jahr geworden“, so Senator Ludger Hinsen (CDU). „Seit der Gründung wurde immer Wert darauf gelegt, mit der ganzen Welt in Verbindung zu stehen. An diese Tradition knüpfen wir sehr gern auch mit Ihrem Besuch an“, fährt Hinsen fort. Verglichen mit China sei Deutschland lediglich ein kleiner Fleck auf der Landkarte – und dennoch: gut 2000 Naturkindergärten gäbe es verteilt in Deutschland.

 

Ursprünglich stammt das Konzept des Waldkindergartens aus Skandinavien. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es dann nach dänischem Vorbild auch in Deutschland entwickelt und löste einen regelrechten Gründungsboom aus.

 

„Ich habe früher als Lehrerin gearbeitet – alle Kinder waren nur noch am Handy. Das fand ich einfach nur furchtbar“, gesteht Goltz. Im Waldkindergarten „Die Waldmäuse“ ist das anders: Morgens wird gemeinsam im Wald gefrühstückt, im „Grünen Klassenzimmer“ wird dann täglich ein Programm bekannt gegeben und behandelt. „Die Kinder lernen täglich Neues dazu und lernen insbesondere auch, im Einklang mit der Natur zu leben“, so Martin Klitsch, Pädagogischer Leiter der Kita. „Wir haben den Kontakt zur Natur fast verloren. Viele Eltern, die im Grünen aufgewachsen sind, wünschen sich für ihre Kinder dasselbe.“

 

Auch die chinesischen Kita-Leiter haben Gefallen an der frühkindlichen Erziehung im Grünen gefunden. „In China gibt es nicht so viel Grünfläche, aber ich glaube, dass es für die Kinder essenziell ist, in Harmonie mit der Natur zu leben“, erklärt Feiting Cheng, die einen Kindergarten in Shanghai leitet und ein Foto nach dem anderen macht. „Ich glaube, dass wir im Grunde den gleichen Erziehungsstil anwenden, deswegen hoffe ich, dass wir uns hier ein paar Impulse holen können.“

 

Eine knappe Woche bleibt die chinesische Delegation noch in Deutschland und besichtigt Kindergärten.

 

joe/LN-Online.de